Donnerstag, 19. September 2013

Hulk (Blu Ray)



Story/Film (5 P):
Ja ja… lacht ihr ruhig…
Ang Lee´s Hulk ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk. Nicht nur in Bezug auf Comicverfilmungen, sondern auch als ernsthaftes Drama weiss der Grüne Rieße zu überzeugen. 
Es gibt im Grunde genommen nichts was ich nicht großartig an diesem Film finde.
Angefangen bei der atemberaubenden Kameraarbeit, den dazugehörigen, fantastischen Schnitten, Szenenübergängen, Bild-In-Bild-Einstellungen und Überblendungen, über die wunderschöne, stimmige Musik, bis hin zu den tollen Figuren, etwas überzeichneten, aber passenden Dialogen, die nicht der immer wiederkehrende, lauwarme 08/15 Aufguss des Comic Standard Repertoire sind… es ist ein tolles, leider vollkommen missverstandenes Süppchen, das Ang Lee hier gekocht hat.

Aber das wirklich Großartige an dem Film sind die bereits angesprochenen Charaktere und deren Geschichte, das Konfliktpotential und daraus resultierende Drama. Hulk ist keine typische Comicverfilmung, in der der Held gegen einen Schurken oder eine Armee an Kreaturen antritt und die Welt vor dem Aus rettet. Hulk ist in erster Linie ein Drama, das einerseits alles rund ums Thema „Kinder und ihre Eltern/Eltern und ihre Kinder“ behandelt, andererseits aber auch eine Liebes- und die Herkunftsgeschichte von Hulk erzählt. Zwar wird auch hier mal wieder ein Held in der Krise gezeichnet, allerdings ist Hulk nun mal genau DAS… und zwar ständig. Kein anderer Comicheld ist wohl innerlich so zerrissen, wie Bruce Banner alias Hulk, niemand anderes durchläuft eine derartige Transformation und ist selbst sein größter Feind. Und so muss Hulk eben nicht gegen einen klassischen Widersacher kämpfen, sondern versucht sich in erster Linie vor sich selbst zu retten.


Innerhalb dieser außergewöhnlichen Konstellation tummeln sich so einige Figuren, die u.a. von Sam Elliot, Eric Bana, Nick Nolte & Jennifer Connelly verkörpert werden. Das Bemerkenswerte ist, dass keiner der Haupt- und Nebencharaktere blass bleibt. Alle Figuren zeigen diverse Facetten ihrer selbst, der Zuschauer kann ihr Handeln nachvollziehen und selbst der/die Gegenspieler bleiben menschlich, werden nicht verteufelt und eine einfallslose Schwarz-Weiss-Zeichnung bleibt außen vor – mit Ausnahme der Figur Talbot.

All dies wird nun meisterhaft in eine „klassische“ Herkunftsgeschichte im Comic-Stil eingebunden, in der das Militär und ein Waffenhersteller hinter Bruce Banner/Hulk her sind, um dessen Fähigkeiten für sich zu nutzen und mit viel bombastischer Zerstörungsaction verfeinert. Und letzteres hat es wirklich in sich. Hulk zerbröselt und vermöbelt massive Panzer, prügelt Helikopter die Rotoren aus dem Leibe, geht auf Spritztour mit einem Düsenjäger und ringt mit übergroßen Mutantenhunden und entwurzelt dabei ein paar Mammutbäume.
Das Pacing und das Storytelling sind super. Der erste Akt dient dazu die komplexe Story mitsamt ihren Figuren vorzustellen, ab dem zweiten geht´s los, das Drama spitzt sich zu, die Action startet durch, dient nicht dem Selbstzweck und rockt die Hütte und der dritte Akt schließt final mit einem durchdachten, runden Ende ab und bietet wie zuvor tolles Drama und brachiale Zerstörung.

Fazit: Wem er nicht gefällt, hat das Konzept wohl nicht verstanden oder weiss mit diesem nichts anzufangen. Wer eine klassische Comicunterhaltung sucht, ist hier falsch und sollte lieber zum 08/15 Hulk mit dem Hemdchen und der Heulsuse Edward Norton greifen. Der ist zwar nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes.

Bild (4,5 P):
Aufgerundete 4,5 Punkte.
Ich schwanke immer noch zwischen 4 und 4,5 Punkten. Egal. Mir hat das Bild sehr gut gefallen. Die Qualitätsabfälle, die in ein paar wenigen (ca. 10-12), kurzen Distanzaufnahmen zu verzeichnen sind, lassen sich gut verkraften. Es herrscht ein schönes, minimales bis ganz leichtes Rauschen, so dass das Bild filmisch wirkt. Das Rauschen tritt nur einmal etwas stärker auf und unruhig wird es vielleicht in 4-5 kurzen Einstellungen.

Während 99% des Films ist das Bild schön klar, sauber und wirkt natürlich. Die Farben unterstützen diesen Eindruck. Sie sind weniger knallig, als man es heutzutage von Comicverfilmungen erwarten würde. Sie machen einen sehr natürlichen Eindruck. Hin und wieder entsteht jedoch der Eindruck, dass die Farben minimal blasser sind, als ein paar Einstellungen zuvor und somikt schwanken, das liegt allerdings an der Aus- und Beleuchtung. Mal kühler, mal wärmer oder im Freien… das spiegelt sich einerseits in der Farbgebung, aber auch in der Feindetailzeichnung wieder. 

 
Das bringt uns zum Schärfegrad und den Feindetails. Fast alle Nahaufnahmen liegen auf einem sehr guten bis referenzwürdigen Level. In diesen Einstellungen ist die Detailzeichnung überwältigend und Plastizität tritt ein. Halbdistanzaufnahmen sind ebenfalls gut bis sehr gut, müssen sich nicht verstecken und bieten tolles HD, nur ein paar wenige Distanzaufnahmen fallen im Gesamten ab. Aufgrund der natürlichen Farben, dem leichten Hintergrundrauschen und der „nur“ guten Qualität in der Halbdistanz und Distanz, wirkt das Bild weniger plastisch als man es erwartet.
Der Schwarzwert ist gut, weiss zu gefallen, frisst nur minimal Details und so sehen die wenigen dunklen Sequenzen immer noch gut aus, mögen aber etwas weicher als der Rest des Films sein.
Universal hat hier tolle Arbeit geleistet und meines Erachtens vollkommen auf den Einsatz irgendwelcher Filter o.ä. Dinge verzichtet. Das Bild ist sehr natürlich.
Da das Bild in VC-1 codiert ist, liegt es in Bezug auf den Codec nicht auf dem neuesten Stand. Eine AVC-Überarbeitung könnte Abhilfe bezüglich des leichten Rauschens bringen und ein paar Details nochmals stärker hervorheben. Für mich aber kein Grund, die Scheibe in dieser Ausgabe nicht immer wieder zu schauen. Es ist noch Platz nach oben drin, aber nicht mehr viel.

P.S. Ganz selten  (!) lassen sich auch ein paar kleine Schmutzpartikel feststellen (aber nicht wirklich störend).


Sound (Engl. MA-Audio) (4,5 P):
Der Grüne Rieße hat mächtig Bass im Gepäck. Das fällt sehr früh auf und das könnte auch zu neuen Beschwerdebriefen aus der Nachbarschaft sorgen. Vorsicht oder völlige Gleichgültigkeit ist angesagt.
Wenn die Action losbricht, Hulk ausrastet, bombardiert und beschossen wird, Militärgerät zu Klump haut und explodiert, stellt der Bass das Heimkino auf den Kopf. Die Surroundeffekte (samt sehr guter Stereoseparation) tun ihr übriges dazu bei, die eigenen vier Wände in ein Schlachtfeld zu verwandeln.
Die Filmmusik ist fein, hat ein paar einmalige Klangspitzen zu bieten und entfaltet sich hin und wieder gekonnt. Die gesamte Balance ist gut, jedoch kann es sein, dass die Dialogwiedergabe dem ein oder anderen etwas zu leise erscheint. Hin und wieder wird geflüstert und Nick Nolte schlägt einen Tenor an, der öfters schwer verständlich ist. 


Der Sound bekommt keine volle Punktzahl, da er für heutige Standards etwas die Dynamik vermissen lässt, vielleicht dezent zu basslastig erscheint und die Actionsequenzen, so brachial und bombastisch sie auch sind, die klitzekleinen, präzisen Feinheiten vermissen lassen.

Extras (3 P):
Ein vierteiliges Making Of (ca. 25 Minuten) und vier weitere Videofeatures über Ang Lee, die Entwicklung des Hulks, die Dog-Fight Sequenz, sowie über den einzigartigen Stil des Schnitts. Außerdem gibt´s noch einen Audiokommentar von Ang Lee.



5,0 von 5 - Story   
4,5 von 5 - Bild 
4,5 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras

90% Gesamtwertung

Player:
Playstation 3
 
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Hulk


1 Kommentar:

  1. Ich würde nicht behaupten das Hulk der tollste "Superhelden"-Film aller Zeiten ist, stimme dir aber in soweit zu, dass er nicht so schlecht ist, wie er den Leuten verkauft wird. Ich konnte dem Film auch viel positives abgewinnen...
    Mir hätte er aber noch ein bisschen besser gefallen, wäre es einfach ein klassischer "Monster"-Film... mit mindestens dem selben Drama... halt nur ohne "Hulk" auf der Fahne stehen zu haben... aber da kann man drüber wegsehen... ^^^

    MfG, Tobias

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