Sonntag, 12. Januar 2014

The Act Of Killing (Film)



Passend zum Sonntag...




Vorwort:
Das Review basiert auf der knapp 2-stündigen Kinoversion. Der ca. 160-minütige Director´s Cut lag mir leider nicht vor.

Die  kommende deutsche Blu Ray Veröffentlichung Ende Februar soll den Director´s Cut beinhalten, allerdings frei von den vielen interessanten Extras seien, die auf der US-BD zu finden sind und welche die Kinoversion, sowie den Director´s Cut besitzt. Ein Review zum US-Import (nicht code-free) und somit auch ein paar ergänzende Worte zum Director´s Cut werden folgen!


Story/Film (5 P):
Ich habe ja schon viel gesehen… auf diversen Reisen in „exotischeren“ Ländern und selbstverständlich auch auf Blu Ray, bzw. DVD oder VHS. Aber das was man bei The Act Of Killing zu sehen bekommt entbehrt fast jeglichem gesunden Menschenverstand.
The Act Of Killing ist eine Dokumentation, die ein extrem authentisches und erschreckendes Portrait eines Massenmörders, eines Henkers könnte man sagen, zeichnet, wie man es unter Garantie noch nicht gesehen hat. Während eines Militärcoups in Indonesien während der 60er Jahre, wurden unzählige Kommunisten verfolgt, gejagt und rund eine Million (oder mehr) getötet.

Ca. 1000 Opfer dieses Völkermordes gehen alleine auf die Kappe von Anwar Congo, dem sich dieses Portrait widmet. Anwar Congo, ein „Gangster“, was jedoch in der indonesischen Übersetzung „free man“ bedeutet, unterm Strich in diesem Falle aber dennoch nichts anderes, als ein Gangster ist, erzählt unverblümt über seine Taten und Tötungspraktiken, ist sich keiner Schuld bewusst, eher sogar noch stolz auf seine erfundenen Praktiken, besitzt die Unverschämtheit spöttisch über die Opfer zu sprechen, stellt sich als teils bewusst sadistischer als die Nazis dar und hat generell eine gute Zeit dabei.

Während dieses (im Director´s Cut 160-minütigen) Portraits, kommen einige ähnlich abscheuliche Persönlichkeiten zur Sprache, die zum Freundes- und ehem. Arbeitskreises von Anwar Congo zählen. Politiker, die all das Treiben billigen, unterstützen und befürworten, zeigen auf erschreckende Weise, wie korrupt das Land über weite Teile ist. Vergewaltiger aller Altersgruppen dürfen in einem dermaßen bunten Treiben an Unmenschlichkeiten selbstverständlich auch nicht fehlen…

Zusammengehalten wird dieses Gerüst von dem Vorhaben Anwar Congo´s  einen Film über sich selbst, seine Kollegen und seine Taten zu drehen, die durch Joshua Oppenheimers´ (Regisseur) Crew zum Teil gefilmt werden und in denen sich die Hauptfigur Anwar Congo entsprechend selbst in Szene setzt. Teils völlig überzeichnet, mit exzessiver Selbstverliebtheit ausgestattet und mit übertriebenen und extrem billigen Gore-Szenen versetzt, werden auch hier Tötungspraktiken, Albträume und surreale Wunschvorstellungen für die Ewigkeit festgehalten. Die unfreiwilligen, als freiwillig dargestellten Statisten müssen öfters durch die Hölle gehen. Ob weinende Kinder, am Nervenzusammenbruch zusammenklappende Damen oder chinesische Geschäftsbesitzer, die vor laufender Kamera erpresst werden (eine Entschädigung durch die Filmcrew fand im Nachherein statt), Anwar Congo und seinen Freunden fehlt jegliches menschliches Mitgefühl… Einwände Oppenheimers, die hin und wieder zu vernehmen sind, werden nicht weiter beachtet.

Voller Gegensätze steckt die Doku oder besser gesagt das Land, die Regierung und viele seiner Einwohner. Mörder, die niemand zur Rechenschaft zieht, die auf perfide Art und Weise familienfreundlich und tierlieb sind, der Staat, der die Bevölkerung auf Gefahren und Gesetze hinweist, im Gegenzug aber die „Free-Man“ als Handlanger und Instrument der Unterdrückung und Ausbeutung nutzt, sowie Wahlveranstaltungen, die Demokratie vorgaukeln, jedoch von A bis Z geschmiert sind und dessen Publikum gekauft ist.

Fünf Jahre hat Joshua Oppenheimer gebraucht, um dieses Werk umzusetzen. Drei Jahre davon alleine in der Vorbereitung. Es hat sich gelohnt, denn heraus gekommen ist etwas Einmaliges, garantiert nichts Schönes, dafür aber etwas Authentisches und meiner Meinung nach geschichtlich Relevantes… ein Zeitzeugnis, wie man es nocht nicht gesehen hat. Ein Stück menschliche Geschichte, das wiedermal beweist, dass der Mensch das schlimmste Tier von allen ist.



P.S. Ob das Ende, die Reue Anwar Congos´, die damit einhergehende Selbstreflektion und der Moment des Erwachens dieses „Menschen“ einfach nur geschauspielert ist oder der Wirklichkeit entspricht, lässt sich schwer sagen. Zu wünschen wäre es ihm, genauso wie das damit verbundene Seelenleid für seine verbleibenden Jahre. Jedoch lassen die vorausgegangenen Szenen, Äußerungen und der Stolz, der ständig in dieser Person mitschwingt, schwer daran zweifeln.

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