Dienstag, 18. November 2014

Es War Einmal In Amerika – Extended Director´s Cut (Blu Ray)




Story/Film (5 P):
Sergio Leone´s Gangster-Epos ist für mich DAS Meisterwerk des italienischen Regisseurs. In seinen über 4 Stunden Laufzeit, die dieser Extended-Cut nun in die Waagschale wirft, wird eine Freundschaftsgeschichte der etwas anderen Art erzählt.
Once Upon A Time In America erzählt die Geschichte von vier, bzw. fünf, bzw. sechs Freunden, die Anfang des 20. Jahrhunderts als jugendliche Clique Kleinkrimineller an etwas Macht gelangen, in den Zeiten der Prohibition zu Reichtum kommen und generell vor Mord, Erpressung, Lug und Betrug nicht zurückschrecken und sich so ihr kleines Imperium aufbauen. In der extrem großen Zeitspanne, die Anfang der 80er Jahre ihren krönenden Abschluss findet, spinnen sich Intrigen und Verrat, Charaktere segnen das Zeitliche oder begehen Dinge, an denen sie teils innerlich zerbrechen.

Ruhig und besonnen, stets meisterhaft in Szene gesetzt und stellenweise schon fast hypnotisch musikalisch untermalt, schuf Sergio Leone ein Gangster-Epos, das bis heute seinesgleichen sucht und eigentlich nur von der Godfather (Der Pate) Trilogie das Wasser gereicht bekommen kann. In einer Zeit entstanden, in der ein Name wie William Forsythe kein Garant SyFy-Trash war, einer Zeit in der noch auf Film gedreht wurde, Musik nicht aus dem Computer kam, James Woods und Robert De Niro noch gute Rollen angeboten wurden, Filme die 4 Stunden liefen auch Geschichte für 4 Stunden boten, Zeitsprünge nicht der Verwirrung, sondern der Charakterzeichnung dienlich waren, Twists und Wendungen nicht aus reiner Selbstverliebtheit geschrieben wurden, der Kameramann noch wusste was eine gelungene Bildkomposition ausmacht, nicht alle 7 Sekunden geschnitten werden musste und Dialoge noch Gehalt hatten – das ist Es War Einmal In Amerika.

Vielmehr muss man eigentlich gar nicht schreiben. Hier gilt eine uneingeschränkte Empfehlung für jedermann und jederfrau.

P.S. Die neuen Szenen sind durchaus eine Bereicherung für den Film. Abgesehen von der ersten, die vom Pacing her irgendwie nicht so recht ins Gesamtbild passen will; meiner Meinung nach.

Bild (alte, bekannte Szenen) (4 P):
Der neue Extended Cut wurde farblich korrigiert und basiert laut Texttafeln, die vor dem Hauptfilm zu sehen sind, auf einem 4K-Scan. Soll heissen, dass nicht nur die neuen Extended Cut Szenen einen logischerweise neuen 4K Scan spendiert bekommen haben, sondern die alten Szenen ebenfalls. Lassen wir die „neuen“ Szenen einmal außen vor, denn diese sehen ehrlich gesagt immer mies aus, oft sogar katastrophal. Die alten, bekannten Bilder sind meines Erachtens hervorragend aufbereitet. Der Gelbstich wie von vielen anderen bereits erwähnt und öfters angekreidet, hat mich in keinster Weise und zu keiner Zeit gestört. Die Bilder wirken meines Erachtens immer noch natürlich, etwas blasser eventuell, aber definitiv nicht gekünstelt oder störend überarbeitet.

Vielleicht liegt es daran, dass ich auf einem Beamer schaue und die Blu Ray ihre Stärken besonders auf der großen Leinwand ausspielt. Vielleicht daran, dass ich ein Freund von auf Film gebannten Filmen bin und nicht wirklich begeistert von all den digitalen Kamerabildern bin. Ich persönlich gebe den alten, bekannten Szenen in dieser Veröffentlichung 4,5 Punkte. Jedoch möchte ich die Erwartungen manch anderer Person etwas zügeln, so dass meine „objektive“ Wertung „nur“ eine 4 Punkte Wertung ist.



Wieso?
Zum einen existiert nunmal der Gelbstich.
Wie gesagt, störend ist dieser nicht. Wahrscheinlich nimmt man ihn nur bei einem Direktvergleich war, aber es ist Fakt, dass die Bilder im Vergleich zur bekannten VÖ aus dem Jahre 2011, etwas anders aussehen und wie bereits erwähnt dezent blasser wirken. Welche Farbgebung nun den Wünschen Leones´ am Nähesten kommen, kann ich nicht sagen.

Eben bereist von mir angedeutet. Ich bin ein Freund von auf Film gebannten Filmen. Somit mag ich Filmkorn und betrachte es außer in extremen Ausnahmefällen nie als störend. Once Upon A Time In America besitzt eine schöne, natürliche und teils mittelstarke Kornstruktur. In ein paar wenigen Einstellungen mag sich der Korn etwas hektisch verhalten und in dieser Zeit kann man es vielleicht als störend empfinden, da es sich leicht über Texturen legt und Feindetails verdeckt. Aber solche Einstellungen sind selten, eher vielleicht sogar sehr selten. Ich für meinen Teil habe die Kornstruktur nach wenigen Augenblicken bewusst nicht mehr wahrgenommen, sondern konnte wunderbar im Film abtauchen.

Der Schwarzwert hätte eventuell etwas kräftiger sein können, um so einen besseren Kontrast hervorzurufen. Jedoch läuft man so sehr schnell Gefahr, dass dieser zu stark ausgeprägt ist und Bildbereiche, besonders in dunklen Szenen und/oder schummriger und natürlicher Beleuchtung, aus welchen der Film über weite Strecken besteht, verschluckt werden. Dies ist hier zum Glück nicht der Fall. Es herrscht eigentlich immer eine sehr gute Durchzeichnung.
Der Schwarzwert kommt zwar nicht sehr tief (es ist aber absolut im Grünen Bereich), ist dafür jedoch schön differenziert, so dass keine Bildinformationen verloren gehen.




Das sind praktisch die Dinge, die mal als negativ ankreiden könnte. Kornstruktur, Farbgebung und Schwarzwert. Mich hat weder das eine, noch das andere gestört.


Größtenteils war ich regelrecht begeistert. Begeistert vom Schärfe- und Detailgrad, der durch den 4K-Scan hervorgerufen wird. Versteht mich nicht falsch. Sicherlich gibt es Filme deren Detailzeichnung und deren Schärfegrad besser sind, aber Leones Meisterwerk zeigt sich von einer außerordentlich schönen Seite.
Nahaufnahmen, welche der Film sehr viele in Petto hat, sehen eigentlich immer (!) sehr gut, oft sogar ausgezeichnet aus. Feindetails sind in diesen Einstellungen meistens beeindruckend. Hautporen und feinste Härchen sind gut zu erkennen und Texturen kommen sehr schön zur Geltung, so dass man das Material der Kleidung mühelos erkennen kann. Hin und wieder, und das ist wirklich selten, schleichen sich leichte Fokusfehler ein und stellenweise verhält sich das Filmkorn etwas hektisch. In diesen Momenten leidet selbstverständlich der Schärfe- und Detailgrad; dies liegt jedoch in der Natur der Dinge und ließe sich sowieso nicht beheben.
Aufnahmen aus der Halbdistanz und aus weiter Entfernung mögen dezent detailärmer wirken und das natürliche Filmkorn mag in diesen Momenten in großen Bildbereichen einfacher wahrnehmbar sein, zu wirklichen und drastischen Qualitätsabfällen kommt es aber nie. Ausnahmen sind die „neuen“ Szenen.

Once Upon A Time In Amerika in seiner Extended-Version läuft nun 251 Minuten, die alte Kinofassung 229 Minuten. Es wurde somit etwas mehr als 20 Minuten verloren geglaubtes Material eingefügt. Einen Schnittbericht findet ihr hier: http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=898776


Bild (neue, Extended-Cut-Szenen) (1 P):
Die neuen Szenen sind qualitativ sehr schlecht und reissen den Zuschauer etwas aus dem Sehvergnügen und dem Film raus. Zum Glück sind diese Szenen jedoch meistens eine Bereicherung für den Film und in ihrer Gesamtheit integriert, so dass der Film nicht von Schnitt zu Schnitt die Qualität ändert. Die Längen der jeweiligen Szenen variieren zwischen einer und knapp sechs Minuten. In dieser Zeit gewöhnt sich das Auge manchmal sogar an die schlechte Qualität.
Mit Ausnahme der ersten, neu integrierten Szene, welche nach ca. 90 Minuten zu sehen ist, fügen sich die Extended-Cut-Erweiterung vom Pacing und vom Schnitt gut ins Gesamtbild ein. Die erste Szene fühlt sich leider deplatziert an und stellt zugleich auch qualitativ die schlechteste dar. Lasst den Kopf also nach der ersten großen Ernüchterung nicht hängen; danach geht es bergauf – inhaltlich sowie qualitativ.

Ich werde nicht so detailreich auf die Qualität der neuen Szenen eingehen. Manche sind ein Graus (0,5 Punkte), die meiste Zeit jedoch aufgrund ihrer Lauflänge, trotz der schlechten Qualität noch zu ertragen (1 – 1,5 Punkte) und in vereinzelnden Nahaufnahmen sowie während einer dreiminütigen Szene nach ca. 120 Minuten zwar schlechter, aber irgendwie noch akzeptabel (2 Punkte).



Die neuen Szenen sind einfach zu erkennen. Details und Schärfe gehen oft gänzlich verloren, der Schwarzwert ist meistens eine Katastrophe (Ausnahmen sind hellere Einstellungen), hin und wieder kommt es zu Schlierenbildung und Bewegungsunschärfen, die Farbgebung fällt ebenfalls gerne ab und droht in sich zusammen zu krachen oder tut es einfach und die Auflösung kommt öfters einer DVD gleich.

Bild (Gesamtwertung) (3,5 P):
Da die zusätzlichen Szenen keine 10% des gesamten Films ausmachen, oftmals eine tatsächliche Bereicherung darstellen und der Rest des Films wirklich stark aussieht, will ich mit den neu integrierten Szenen nicht zu hart ins Gericht gehen oder diese zu stark in die Gesamtwertung einfließen lassen. 4 Punkte gibt´s wie weiter oben beschrieben für die „alten“ Szenen und 0,5 Punkte Abzug für die neuen.

P.S. Meine persönliche Wertung fällt besser aus. 4,5 Punkte für die „alten“ Szenen und 0,5 Punkte Abzug für die neuen – bleiben glatte 4 Punkte.

Sound (Engl. MA-Audio) (3,5 P):
Ich tue mich etwas schwer dem Sound trotz seiner extremen Frontlastigkeit obwohl 5.1-Mix eine niedrigere Wertung zu geben. Ja, der Sound bietet keine Schwere durch Einsatz eines subtilen Basses und „ja“, Räumlichkeit entsteht keine. Aber die Dialogwiedergabe ist außerordentlich stabil und bis auf ein, zwei leichte Schwankungen immer sehr gut verständlich. Auch die wunderschöne, geniale, oftmals fast hypnotische Musik von Ennio Morricone erklingt überraschend fein und präzise und kann sich über die Front gut entfalten. Wirklich raumfüllend ist der Sound jedoch leider zu keiner Zeit.

Ausnahmen bilden hier auch die neu integrierten Szenen. Dialoge können in der Gesamtlautstärke abfallen, sind hin und wieder schlecht zu verstehen und erklingen teilweise verrauscht und vom Quellmaterial beschädigt.


Die stellenweise in die neuen Szenen einspielende Filmmusik basiert allem Anschein nach nicht auf den auf den Nagativen festgehaltenen Informationen, sondern wurde nachbearbeitet und ohne Qualitätsabfall gegenüber der sonstigen Musik eingespielt, bzw. übertragen.

P.S. Auch den Sound finde ich persönlich besser - 4 subjektive Punkte.

Extras (3 P):
Ob man es nun als Extra anrechnet wie ich oder nicht, sei mal dahingestellt. Das sich beide Versionen (Extended und Kino) auf zwei Blu Rays befinden ist eine feine Sache.
Klassische Extras sind jedoch recht wenig vertreten. Es gibt Trailer und eine 20-minütige Doku.


5,0 von 5 - Story   
3,5 von 5 - Bild 
3,5 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras

81% Gesamtwertung

69% technische Umsetzung

Player:
Playstation 3
 
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Es War Einmal In Amerika – Extended Director´s Cut


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