Mittwoch, 24. Dezember 2014

The Equalizer (Film)






Story/Film (1,5 P):
Selten packt mich in letzter Zeit die Muse, um ein paar Zeilen zu tippen. Das liegt nicht daran, dass ich keine Filme mehr schaue oder daran, dass unter diesen Filme nicht der ein oder andere dabei ist über den es wert wäre zu berichten – aus welchen Gründen auch immer. Aber bei The Equalizer muss ich dann doch mal wieder den Mund auf machen Muse hin oder her.

Genau wie ich scheint The Equalizer ebenfalls nicht von der Muse gepackt oder gar geküsst worden zu sein. Antoine Faqua, der Herr der uns schon mit anderen völlig überbewerteten Filmchen über die Jahre genervt hat und erst kürzlich den Boden des Kaffesatzes seiner „Karriere“ mit Olympus Has Fallen erreicht hat, quält uns nun mit einem über 2 Stunden langen und möglichst Story-freien und clichébehafteten… ja was ist es denn? Man bräuchte eine tatsächliche Geschichte und nicht nur eine Aneinanderreihung von Szenen, um ein wirkliches Genre auszumachen. Aber ich will mal nicht so sein… Antoine Faqua wollte wohl mit diesem Vehikel ein Action-Drama-Thriller mit Rachewürze erschaffen. Zu blöde nur, dass kaum bis gar kein Drama aufkommt, da Denzel Washington trotz ständiger Nahaufnahmen, pornorösen Zeitlupenaufnahmen ohne Unterlass und seinen literarischen Wegbegleitern, weder was tiefgründiges sagt und sein Charakter flacher kaum sein könnte. Jajaja… ich weiss, er soll der mysteriöse, gutherzige Einzelgänger und Verfechter der Unterdrückten sein. Alles schon gefühlte 500 Mal dagewesen und es ist ja nicht so, als ob Denzel Washington dieselbe oder eine sehr ähnliche Rolle nicht bereits in Man On Fire gespielt hätte – nur da eben mit Herz und einer gewissen Entwicklung seines Charakters.

Aber Denzel Washington´s Figur ist neben der abwesenden Story nicht das einzige Problem. Alle Figuren stellen Probleme dar. Sei es die überaus hackfressige Chloë Grace Moretz, die eine ausschweifende Einführung in das erfährt was er Zuschauer zunächst, verständlicherweise als Storyansatz und Grundstein einer Charakterzeichnung versteht, welche aber plötzlich, mehr oder minder grundlos, nach 30 Minuten aus der Story rausgeschrieben wurde nicht wieder auftaucht. Wir lassen die letzte, obligatorische Szene von einer Minute mal außen vor – diese macht das ganze eigentlich nur noch schlimmer.



Viel lieber als Story und Charaktere hat Antoine Faqua allem Anschein nach bedeutungslose Szenen, in denen Denzel Washington zeigen darf was für ein gescheiter Klugkopf er doch ist und alles equalizen darf. Etwas Gerechtigkeit verteilen hier, etwas mondäne Rache dort und immer wieder viele Szenen einbauen, die zu keiner Zeit essentiell für die Geschichte sind und unter Garantie auch nicht wieder aufgegriffen werden. So müht sich der Film doch tatsächlich (und das war so jämmerlich peinlich, dass ich fast ausgeschaltet habe) damit ab, die bösen, heillos überzeichneten Russen-Gangster bei deren Nachforschungen zu zeigen, wie sie dem Equalizer auf die Schliche kommen und herausfinden wer er ist. ECHT Film?!?!? Wen interessiert´s?!?!?! Denkst du ernsthaft, dass das relevant ist? Dass es mich interessiert wie ein blöder Gangster jemandem auf die Schliche kommt, wenn ich doch zu 100% weiss, dass er ihm auf die Schliche kommen MUSS, da sonst noch weniger Story vorhanden ist und der Showdown zwischen den beiden Parteien das einzige ist worauf der Film baut????? Oh man… man muss sich dafür aber auch nur durch unzählige, belanglose Szenen quälen, irgendwelche korrupten Cops beim Korrupt-sein ertragen, die für die Geschichte so zuträglich sind wie die ständigen Zeitlupenaufnahmen der „Action“ dienlich sind und welche, wer hätte es gedacht (?), keinen Mehrwert für die Story haben, den Film aber auf über (!!!) 2 Stunden aufblähen.

Aber es gibt ja noch Buddy-Fettarsch-Ich-Will-Feuerwehrmann-Ääääh-Ich-Will-Security-Guard-Werden-Minderheiten-Charakter. Ach wie toll diese Szenen doch geworden sind… glaubwürdig… ohne Ende… Dass diese Figur eigentlich auch völlig überflüssig ist, dürfte niemanden verwundern. Genauso wenig wie die Tatsache, dass man während des Showdowns auf die Millisekunde genau sagen kann, wann Buddy-Fettarsch-Ich-Will-Feuerwehrmann-Ääääh-Ich-Will-Security-Guard-Werden-Minderheiten-Charakter zum Einsatz kommen darf und seine unglaubliche Spezialfähigkeit, die er über die letzten 2 Stunden perfektionieren durfte, das Menschenziehen, zum Besten geben darf. Applaus, Applaus!!!



Das bringt uns zum großen Showdown im Obi-Markt. Ich habe das Gefühl Antoine Faqua wollte heimlich mal Regie bei einem der Saw-Filme führen, wurde aber aufgrund von einem stark ausgeprägten Zeitlupen-Masturbations-Fetisch abgelehnt. Macht nix! In The Equalizer durfte er seinen blutigen Fantasien freien Lauf lassen und extra viel Zeitlupen beifügen. Hach… was für ein Spaß! Und alles läuft so unvorhersehbar ab, die Spannung steigt ins Unermessliche,… - Sarkasmus-Schalter AUS.

Okay… wieso bekommt der Stinker noch 1,5 Punkte? Na ja… das Ausmaß der gesamten Peinlichkeit erschließt sich dem Zuschauer eigentlich erst mit dem späteren Verlauf des Films. Bis dahin hofft man noch auf Story und darauf, dass die vielen belanglosen Szenen noch eine Daseinsberechtigung haben. Und ein paar dieser Szenen sind separat betrachtet gar nicht mal so übel – tun nur eben nichts zur Sache. Auch wenn alles extrem chlichébehaftet ist, nahezu alle Figuren überflüssig sind oder viel zu viel Screentime bekommen haben, da nichts erzählt wird, hat der Film ein paar Sympathieträger für den Zuschauer zu bieten. Die Action kann größtenteils überzeugen, ist jedoch viel zu rar gesät; nur die Zeitlupenaufnahmen und die beweihräuchernde Musikuntermalung nerven.

P.S. Erinnert mich bitte nicht an die perfekt ins Gesamtgeschehen integrierte, vom Timing und vom Schnitt her überaus passende, kleine Explosion nach knapp der Hälfte des Films... wer hier nicht ausschaltet, hat das Schlimmste hinter sich!

1 Kommentar:

  1. Der Film hat mich ebenso enttäuscht, was nicht zuletzt an dem faden Beigeschmack lag, welcher sich mir nach dem Ende unschöner Weise aufgelegt hatte.
    Mir kam der Gedanke, dass der Film auf keiner wirklich durchdachten Geschichte aufbauen, stattdessen den Zuschauer lediglich hinhalten wollte, bis dann der eigentliche Titel seine Rechtmäßigkeit beweisen sollte.
    Denzel Washington ist eigentlich ein sehr guter Schauspieler (Man on Fire, American Gangster, The Book of Eli usw.), kann hier aber leider keinen Blumentopf gewinnen, was aber an der Figur, nicht an seiner Leistung lag.

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